Eleison Comments in German

ELEISON-KOMMENTARE DCCLXVIII (2. April 2022):  WURDE RUSSLAND GEWEIHT?

Seit die Gottesmutter zu Beginn des 20. Jahrhundert drei portugiesischen Kindern, darunter Schwester Lucia, mehrmals erschienen ist, um Kirche und Welt eine Periode des Friedens zu versprechen, wenn der Papst und die katholischen Bischöfe Russland Ihrem unbefleckten Herzen weihen, haben die Katholiken sehnsuchtsvoll auf diese Weihe gewartet. In der Tat haben mehrere Päpste Weihen vollzogen, um Ihr Gebot zu erfüllen: Pius XII. im Jahre 1942, als der Zweite Weltkrieg tobte; Paul VI. gegen Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils; Johannes Paul II. dreimal – 1981, 1982 sowie 1984, als dieErsatzSchwester Lucia erklärte, die Weihe sei endlich gültig erfolgt -, doch wer kann behaupten, nach 1984 sei eine Periode des Friedens eingetreten? Deswegen bewog der offene Krieg zwischen Russland und der Ukraine Papst Franziskus vor einigen Tagen dazu, eine weitere Weihe zu vollziehen. War sie diesmal gültig?

Mindestens zwei wichtige Erwägungen sprechen dafür, dass das, was Papst Franziskus am 25. März tat, dem Gebot der Jungfrau ebenso wenig entsprach wie das Vorgehen seiner drei Vorgänger. Dies bedeutet keinesfalls, dass man irgendeine dieser sechs Weihen als wertlos bezeichnen sollte, denn «ein halber Laib ist besser als gar kein Brot», lautet eine alte Spruchweisheit, und Unsere Liebe Frau wird sicherlich Wege gefunden haben, um die vier Päpste, die versuchten, Russland zu weihen, zumindest für ihr Mindestmass an gutem Willen zu belohnen. Beispielsweise führte die 1942 von Pius XII. vollzogene Weihe gewiss nicht zu einem sofortigen Ende des 2. Weltkriegs, aber mit El Alamein und Stalingrad begann sich der Wind immerhin zu drehen, und auf den heissen Krieg folgte der «Friede» des kalten Krieges. Was die Welt braucht, ist natürlich ein Papst mit genügend Vertrauen zur Heiligen Jungfrau, um genau das zu tun, was Sie befohlen hat, und die Lösung der damit verbundenen politischen Probleme Ihr zu überlassen.

Vorderhand scheuen sich Papst und Bischöfe aus Furcht vor einem politischen Rückschlag noch davor, Russland bei ihrer Weihe spezifisch hervorzuheben. So zielte der von Papst Franziskus beim Fest der Verkündung verlesene Text in erster Linie auf die Menschheit im Allgemeinen und erst in zweiter Linie auf Russland und die Ukraine im Besonderen ab. Doch das war nicht, was Unsere Liebe Frau geboten hatte, denn es war Russland, das sich den Teufeln des Kommunismus unterworfen hatte, und es war Russland, das seine Irrtümer seit 1917 über die ganze Welt verbreitete. Nun mag es anno 2022 den Anschein machen, Russland sei kein kommunistisches Land mehr, und als Reaktion auf den Kommunismus – 72 Jahre (1917-1989) waren genug! – scheint dort eine religiöse Wiedergeburt stattgefunden zu haben, doch laut manchen Beobachtern ist es in vieler Hinsicht immer noch ein heidnisches Land, so dass es weiterhin einer besonderen Weihe bedürfen mag, besonders wenn es auch eine spezielle Rolle bei der künftigen Rettung des Christentums zu spielen hat, wie andere Beobachter meinen. Kurzum, als Unsere Liebe Frau die Weihe spezifisch für Russland befahl, wusste Sie, was sie meinte, und sie meinte nicht die «Menschheit» im allgemeinen.

Der zweite Hauptgrund dafür, dass die von Franziskus vollzogene Weihe unbefriedigend ist, liegt darin, dass sie vom Führer der auf den Menschen zentrierten Neukirche kommt, die wie ein Kuckuck im Nest der wahren, auf Gott zentrierten Kirche ist. Somit steht bei gültigen Weihen Gott im Zentrum sowie Fragen wie die, wie wir Ihn beleidigt haben, wie wir bereuen sollen, dass wir Ihn beleidigt haben, und wie ernsthaft wir Busse dafür tun wollen, dass wir Ihn beleidigt haben. Ein biblisches Beispiel dafür, wie der echtreuige Mensch Gott ins Zentrum rückt, ist das wundervolle Gebet des Propheten Daniel (IX, 3-19). Im Vergleich dazu scheint der von Franziskus verlesene Text, in dem der Schwerpunkt auf den Leiden der Menschen liegt und der fast so wirkt, als sei der Friedeein absolutes Gut und der Krieg das absolute Böse, äusserst kraftlos. Diese Sicht der menschlichen Dinge ist heutzutage populär, «politisch korrekt» und typisch für den modernen Menschen, doch sie ist äusserst mangelhaft, weil sie ihrer Substanz nach Gott nicht den ersten Rang einräumt. Man kann Papst Franziskus nicht vorwerfen, er habe sich nicht bittend an die Gottesmutter Maria gewandt, doch seine Bitte ist und bleibt auf den Menschen zentriert.

Zweifellos versteht Sie seine Beweggründe, aber Sie muss auch sehr enttäuscht sein, wenn Sie weiss – und sie weiss es in der Tat -, welches Leiden der gesamten Menschheit droht und wie leicht es hätte vermieden werden können, wenn nur Ihr Gebot in den letzten 90 Jahren wenigstens ein einziges Mal korrekt erfüllt worden wäre. Seit Jahrzehnten weinen Ihre Bilder und Statuen Tränen aus Wasser – und Blut. Wir beten auch weiterhin um Russlands echteWeihe.

                                                                                       Kyrie eleison.

Der Mensch ahnt nicht, wie schwer sein Handeln Gott verletzt –

Wüsste er, was ihm droht, so wäre er entsetzt.