
ELEISON KOMMENTARE DCCL. (27. November 2021) : JOBS PROBLEM
Das Alte Testament stellt eine wahre Schatzkammer dar, denn jedes seiner 46 Bücher ist nach der Definition des Konzils von Trient das Wort Gottes. Um die Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament festzulegen, wurde wohlweislich gesagt, daß das Neue im Alten verborgen liegt, während das Alte im Neuen deutlich zu Tage tritt. Es ist also kein Widerspruch vorhanden, weder zwischen den beiden Testamenten, noch zwischen dem Gott des Alten und dem Gott des Neuen Testaments (wie mancher zu denken versucht ist), noch zwischen der Lehre des Alten und des Neuen Testamentes, sondern das Alte Testament ist schlichtweg im Neuen Testament erfüllt.
Somit kann das Alte Testament uns vieles sagen in dieser Krise der neutestamentlichen Kirche, die mit dem Ende der Welt auch dem Ende der Menschheitsgeschichte sich nähert. Tatsächlich wird dieses Ende nicht ohne viel menschliches Leiden der Unschuldigen auskommen, was die schärfste Form des Problems des Leidens darstellt und auch das zentrale Thema des 20. Buches des Alten Testamentes, dem Buch Job, ist. Diese „Kommentare“ werden in drei verschiedenen Ausgaben jeweils Jobs Problem, seine Geduld und seine Lösung präsentieren. Beginnen wir zuerst mit dem Problem.
Dieses Problem lautet, daß Job ein völlig untadeliger und rechtschaffener Mann ist, ein sehr erfolgreicher Landbesitzer mit einer großen Familie von zehn Kindern, der ein beträchtliches Vermögen und tausende von Nutztieren besitzt. Darüber hinaus verfügt er über eine große Frömmigkeit und Hingabe an Gott. Dennoch wird er sehr leiden müssen, ohne daß er das Warum wüßte. Zuerst erfolgen Angriffe von außen auf seinen Besitz und seine Kinder und rauben ihm beides vollständig. Doch seine einzige Reaktion ist, Gott zu loben. In seinen eigenen erhabenen Worten: „Nackt kam ich aus dem Schoß meiner Mutter, und nackt werde ich zurückkehren; der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen, gepriesen sei der Name des Herrn.“ Und als ob er nicht schon genug leiden müßte, wird er auch noch von Kopf bis Fuß mit ekelerregenden Wunden befallen, so daß er sich mit einer Tonscherbe abkratzen muß. Sein Eheweib will ihn verleiten, Linderung darin zu suchen, daß er Gott verfluche, doch wiederum reagiert er mit einer außergewöhnlichen Frömmigkeit: „Törichtes Weib, wenn wir Gutes aus Gottes Hand annehmen, sollten wir dann nicht auch Schlechtes empfangen?“ Erinnern wir uns an dieses bewundernswerte Beispiel von Job und seine edlen Worte, wenn in den nächsten Jahren der Himmel uns um die Ohren fliegt!
Was Job nicht gewußt hatte, doch der Erzähler von Jobs Geschichte in den ersten beiden Kapiteln des Buches uns berichtet, war, daß Jobs entsetzliche und scheinbar unverdiente Leiden tatsächlich von Gott kamen, wenngleich aus einer Art Kampf zwischen Gott und Satan. Denn als Satan einmal vor Gott erschien, fragte Gott ihn, ob er jemals eine solche Frömmigkeit wie bei seinem Diener Job gesehen habe. Der Satan antwortete, daß dies doch nur auf den besonderen Schutz Gottes für Job zurückzuführen sei, und wenn Gott ihn erst einmal nicht mehr beschützte, so würde Job im Leid gewiß Gott genauso verfluchen wie alle andere es tun. Daraufhin gab Gott dem Satan die Erlaubnis, Job mit all seinem Hab und Gut, aber nicht in Person, leiden zu lassen. Das war der Zeitpunkt, also Job seine Familie und seinen ganzen Besitz verloren, aber kein Wort gegen Gott gesagt hatte. „Siehst du?“, sprach Gott, als der Satan wieder vor ihm erschien. „Ach“, erwiderte der Satan, „laß ihn doch in seiner eigenen Person leiden, dann wirst Du schon sehen, wie er Dich verflucht.“ Daraufhin erteilte Gott dem Satan die Erlaubnis, Job das Schlimmstmögliche anzutun, ohne ihm aber das Leben zu nehmen. Dies war der Augenblick, als Job von Kopf bis Fuß mit unerträglichen Wunden geplagt worden war, welche ihn zu einem menschlichen Wrack machten, das auf einem Aschehaufen sitzt und sich mit der Frage quält, was er wohl getan haben mochte, um ein Elend nach dem anderen zu verdienen. In der nächsten Ausgabe wird die Geschichte fortgesetzt mit Jobs Geduld.
Indes lautet in unserem Covid-Elend die erste große Weisheit, uns daran zu erinnern, daß unser ganzes Leben hin- und hergerissen ist zwischen zwei unsichtbaren Mächten, welche um unsere unsichtbaren Seelen ringen: einerseits versucht der Satan mit all seiner Macht, uns in die Hölle hinabzuziehen, während andererseits Gott alles in seiner Macht Stehende tut – ohne allerdings den freien Willen uns zu nehmen! –, damit wir für immer bei ihm im Himmel bleiben und an der glückseligen Schau seiner selbst uns erfreuen können. Sehr leicht könnte der allmächtige Gott alle Bemühungen Satans zunichtemachen, doch dann würden Roboter seinen Himmel bevölkern, und dafür wollte er seine Schöpfung nicht erschaffen. Also sollten wir besser zwischen den Zeilen des Covid-Unsinns lesen und einen gerechten und liebenden Gott erkennen, welcher daran wirkt, uns in den Himmel zu bringen. Im Gegensatz zu Job haben wir durch unsere weltweite Verachtung von Gottes Existenz unseren heutigen weltweiten Unsinn durchaus verdient.
Kyrie eleison.
Gott existiert wirklich. Unsere Glückseligkeit wünscht er,
Doch unsere Missetaten verdienen seinen Zorn gar sehr.